von Lena Buß

Vom Bedürfnis nach einer zukunftsorientierten Sprache

 
 

 

„Es gibt nichts Verwunderliches im Universum. Die Welt ist ein großes offenes Buch… aber man muss es lesen können, nicht wahr?"

Sprache und Wirklichkeit

Die Voraussetzung, um zu lesen, ist die Sprache bzw. die Wörter und ihre Bedeutung zu kennen. Wenn wir für etwas keine Wörter haben, so können wir es nicht beschreiben, es bleibt unbekannt. Den großen Wagen am Himmel sehe ich nur, weil ich ihn benennen kann, andernfalls wären es einfach Sterne, in einer beliebig angeordneten Weise.

Sprache ist auf vielen Ebenen erkennbar. Wir denken in Sprache, wir hören in Sprache, wir sehen in Sprache. Sie umgibt uns, wie die Luft zum Atmen, ohne dass wir sie wahrnehmen.  Haben wir für etwas keine Worte, dann sind wir ‚sprachlos‘…

 

Eine zukunftsorientierte Sprache?

Auf diesem Blog möchte ich der Sehnsucht nach einer Sprache nachgehen, die zukunftsorientiert ist. Zugegeben, hören sich die beiden Wörter ‚Zukunft‘ und ‚Sprache‘ in Verbindung erstmal wie Science-Fiction an – zumindest befremdlich. Ich werde keine neue Sprache erfinden und auch keine Wörter aus dem Ärmel schütteln, die es vorher nicht gab. Ich möchte mich auf den Bedeutungsgehalt innerhalb unserer Sprache beziehen:

„Sprache ist nicht ein für alle Mal fertig, sondern ein kontinuierlicher Prozeß (sic); sie ist das immer wieder erneuernde Bemühen des menschlichen Geistes, artikulierte Laute zu nutzen, um Gedanken zu äußern.“2

Ja, Sprache ist ein Prozess oder kennen Sie noch einen Vatermörder? Ich frage nicht nach jemanden der ihren, seinen oder irgendeinen Vater ermordete, ich meine ein bestimmtes Hemd mit Stehkragen – ein Trend zur Zeit des Biedermeiers.

 

Sprachentwicklung

Zugegeben kennt wahrscheinlich keiner mehr diesen Begriff. Es gibt aber nicht nur Wörter, die ‚außer Betrieb‘ sind, sondern auch solche, deren Bedeutung sich von Zeit zu Zeit durch Sprachentwicklung verändert haben. Zum Beispiel das Wort 'Kollaboration'. Einst war es negativ konditioniert, die Zusammenarbeit mit dem Feind - gerade im Kontext des ersten und zweiten Weltkrieges. Heute ist es ein vielfaches und gern gebrauchtes Wort, welches im beruflichen Kontext einfach die Zusammenarbeit bezeichnet.

Wenn wir Sprache als formbar begreifen, können wir Wörter bewusst benutzen, neu framen und sie aktiv mit Bedeutungsgehalten versehen.

Das Ziel sollte dabei sein, eine Sprache zu benutzen, die mit ihren Wörtern in die Zukunft spricht und uns neue Antworten bringt, denn eine Sprache, die starre Wörter verwendet und keine Sprachentwicklung betreibt kann nur ‚Vergangenes‘ beschreiben und weder die Probleme der Gegenwart, noch der Zukunft lösen.

Herzlich Willkommen auf European Talk- dem Blog, der in die Zukunft spricht.

 

 

 

Quellen: Zitat: 1. Hofmann, Albert: Pflanzenkundliche Überlegung zum Waldsterben. In: Sphinx Magazin Nr. 23. Basel 1983: 2. 2.Cassirer, Ernst: Versuch über den Menschen. Einführung in eine Philosophie der Kultur. Hamburg 1996: 188. Bildquellen: 1. Rubén M. i Santos auf Pixabay, 2. L.Buß, Teaserbild: L.Buß


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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Kommentar von Kornmeier |

Hallo Frau Buß,

das sind sehr interessante Gedankengänge und sehr eingängig formuliert. Sehr bereichernd, Dankeschön!