von Lena Buß

Status Quo - Der gegenwärtige Zustand

„Wer über die „Zukunft nachdenken will, muss einen Satz aus seinem Vokabular streichen. Dieser Satz lautet: „Das kann nicht passieren“ (Blom 2017, S. 25).“1

Der Kommunikationswissenschaftler Helmut Ebert bezieht sich an dieser Stelle auf den Historiker Philipp Blom, weiterführend aber auch auf den Quantenphysiker David Bohm:

„Offensichtlich ist vieles von dem, was ‚Dialog‘ genannt wird, kein Dialog in dem Sinne [...] Beispielsweise gelten die Gespräche, die bei den Vereinten Nationen abgehalten werden, oft als Dialoge, aber sie sind nur in eingeschränktem Sinn als Dialog zu betrachten.[...] Die Teilnehmer sind nicht wirklich gewillt, ihre Grundannahmen in Frage zu stellen." (Ebert 2020: 2)

Grundannahmen nicht in Frage zu stellen kann somit mit dem Satz „Das kann nicht passieren“ verknüpft werden. Denn mit diesem Satz schließt man nicht nur bestimmte Ereignisse, sondern auch gewisse Handlungen aus. Das bedeutet auch, dass wenn ein Dialog geführt werden soll, man offen dafür sein sollte, Meinungen und Wahrheitsansprüche in Frage zu stellen. Helmut Ebert schreibt ferner, dass die Problematik darin liege, dass wohlhabende westliche Länder die Zukunft aussperren. Denn Veränderung bedeute Verschlechterung, deshalb soll Zukunft vermieden werden und alles daran gesetzt werden, dass die Gegenwart nie ende. Ebert bezieht sich dabei weiterführend auf den Begriff „Status Quo“. (vgl. ebd.)

Status Quo bezeichnet dem Duden nach „gegenwärtiger Zustand“. Wenn alles daran getan wird, den gegenwärtigen Zustand zu halten, kann folgerichtig keine zukunftsorientierte Haltung eingenommen werden.

Um andere Antworten auf heutige und zukünftige Herausforderungen und Problem zu bekommen, müssen wir neue Fragen stellen. Um neue Fragen zu stellen, müssen wir von unserem „gegenwärtigen Zustand“ abweichen. Denn

„ [...] wir wissen: Wer sich nicht verändert, wird verändert – dann halt eben, ohne dass er seine Ideen einbringen kann.“ (vgl. Ebert 2020:3)

 

 

 

Quellen: 1 Zitat nach Ebert 2020: 2

Ebert, Helmut: Sprache und Dialog als Führungsinstrumente Wie Gespräche die Organisationsentwicklung der Zukunft sichern. Bonn 2020.

https://www.duden.de/rechtschreibung/Status_quo: An dieser Stelle ist hinzuzufügen, dass der Begriff "Status Quo" auch im Ost-West-Konflikt gebräuchlich war, um das Festhalten an den damaligen politischen Grenzen zu bezeichnen sowie auch in heutigen rechtlichen Kontexten Anwendung findet.


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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Kommentar von Erich Vieser |

Das finde ich elementar bei jeder zwischenmenschlichen Beziehung: neugierig sein auf das Denken und Fühlen des Gegenüber. Offen sein für seine Argumente. Versuchen, seine Gedanken aus einer höheren Warte zu betrachten. Ich glaube, das meint auch Lena Buß. Dieser aus unserer Stadt stammenden Frau würde ich gerne mal begegnen.