von Lena Buß

Sprechakte und ihr Bezug auf die Wirklichkeit

„In zwei Wochen findet die Prüfung statt“

Die Semantik verrät mir, dass die Professorin uns Studierenden mitteilt, dass in zwei Wochen unsere Abschlussprüfung stattfindet. Was will sie aber mit diesem Satz wirklich aussagen? Dass wir schon längst hätten lernen sollen, dass wir noch genügend Zeit haben oder wollte sie uns einfach informieren?

Dieses Beispiel zeigt die Thematik des kommunikativen Sinnes, genauer gesagt die Pragmatik. Der kommunikative Sinn wird auch als Sprechakt bezeichnet, aber was genau sind Sprechakte? Das fragte sich auch John Langshaw Austin, britischer Philosoph und Begründer der Sprechakttheorie. Sprechakte sind allen voran Äußerungen. Diese hat Austin unterteilt in:

  • Performative Äußerungen
  • Konstatierende Äußerungen (Aussagen)

Performative Äußerungen werden getan bzw. vollzogen und können glücken oder missglücken. Z.B. wenn man jemanden um Entschuldigung bittet. Bei konstatierenden Äußerungen handelt es sich um wahr-/falsch-Aussagen bzw. Äußerungen, die gesagt werden und keinen Akt des Sprechenden beinhalten bspw. „Es tut mir leid“.

Nun, hier stellt sich die Frage, ob nicht schon allein die Aussage „Es tut mir leid“ ein vollzogener Akt ist. Das dachte sich auch Austin und plädierte für eine Theorie zu allgemeinen Sprachhandlungen. „How to do things with words“ ist eine Sammlung der gehaltenen Vorlesungen von Austin an der Harvard Unitversity und befasst sich mit der Sprechakttheorie. Sein damaliger Student John Searle führte die Erkenntnisse Austins weiter aus:

„Sprechen bedeutet Sprechakte auszuführen – Akte wie z. B. Behauptungen aufstellen, Befehle erteilen, Fragen stellen, Versprechen machen usw., und auf abstrakterer Ebene Akte wie z.B. Hinweisen und Prädizieren –, und dass die Möglichkeit dieser Akte allgemein auf bestimmten Regeln für den Gebrauch sprachlicher Elemente beruht und der Vollzug dieser Akte diesen Regeln folgt.“

Er kategorisierte Sprechakte in vier Typen:

  • Äußerungsakt: Damit ist der reine Ausdruck des vokalen Systems Sprache gemeint, das Sprechen selbst also.
  • Propositionaler Akt: Ein Bezug oder eine Referenz wird hinzukommen: „In zwei Wochen findet die Prüfung statt. Sie bekommen die Raumaufteilung per E-Mail vom Institut.“
  • Perlokutiver Akt: Mit der Aussage wird eine Wirkung auf die Hörenden erzeugt z.B.: „Zwei Wochen? Da habe ich ja noch genug Zeit.“
  • Illokutiver Akt: Realisierung eines Handlungswerts: Ich sage als Professorin den obigen Satz, um meine Studierenden zu warnen, nicht zu spät anzufangen.

Jede gesprochene Äußerung könnte in diese Akte eingeteilt werden. Ferner sind die illokutiven Akte höchst spannend, denn sie zeigen, was ich als Sprechende eigentlich sagen bzw. wirklich aussagen möchte. Wie genau diese Akte weiterführend eingeteilt werden erfahren wir im nächsten Beitrag.

Weiterführend stellt sich nämlich Frage, kann ein Wort die Wirklichkeit verändern und wenn ja, wie müsste ich dafür sprechen?

 

 

 

 

Teaserbild: Hugo Ataide auf Pixabay, Bild 2: A.Brosch  Bild 3: Hardy Klossek auf Pixabay

Literatur: Austin, John: How to do things with word. Cambridge, 1955. Searle, John: Speech act theory and pragmatics. 1980, Dordrecht. Searle, John: Sprechakte : ein sprachphilosophischer Essay. Frankfurt am Main, 2000.


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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