von Lena Buß

Soziales Handeln

„Sinn heißt, dass es eine rationale Erklärung für das Handeln gibt, dass wir also mit unserem Handeln etwas Bestimmtes meinen und das dem Anderen gegenüber zum Ausdruck bringen und dass wir meinen, auch der Andere habe mit seinem Handeln etwas ganz Bestimmtes gemeint. An diesem wechselseitig „gemeinten Sinn“ ist soziales Handeln orientiert.“ (Abels 2020: 57)

Im letzten Beitrag wurden die „Gebilde“ thematisiert, die aus Bewertungen und Erwartungen von Menschen entstehen und damit wurde auch der Einfluss des Einzelnen innerhalb einer Interaktion auf sich Selbst und auf das Gegenüber hervorgehoben. Ein entscheidender Faktor ist dabei die gegenseitige Übereinkunft über den „Sinn“ innerhalb von menschlicher Interaktion bzw. von sozialem Handeln. Was ist soziales Handeln?

„Wenn zwei Leute den Regenschirm aufspannen, um damit zugleich den Abstand zwischen sich zu vergrößern, dann ist es soziales Handeln. Und: Wenn nur einer den Regenschirm aufspannt in der Hoffnung, dass die Andere sich unterhakt, ist es ebenfalls soziales Handeln.“ (Abels 2020: 59)

Nach Abel liegt der Unterschied zwischen Handeln und sozialem Handeln darin, dass sich letzteres auf das Verhalten anderer bezieht. Wenn ich meinen Regenschirm somit aufspanne, um mich vor Nässe zu schützen, dann stellt dies kein soziales Handeln dar. (vgl. ebd.)

Der Soziologe und Jurist Max Weber bezeichnet soziale Beziehungen nicht als Zustand, sondern als Prozess und temporäre Ordnung. (vgl. Weber 1920: 676) Daraus folgt, dass sich die Gesellschaft verändert, sobald sich der Sinngehalt (s.o.) transformiert. „Streng logisch muss die Formulierung „gemeinter“ Sinn als Versuch verstanden werden, Ordnung in das nächste, gemeinsame Handeln zu bringen.“ (Abels 2020: 61) Wenn wir Interaktion als soziales Handeln sehen, dann wir deutlich, wie verbunden die Gesellschaft mit ihrer Vorstellung über den „Sinngehalt“ ist. Wie könnten wir uns so transformieren, dass wir zukunftsorientiert und verantwortungsvoll handeln? Wir müssen uns an der Geltung orientieren:

„Geltung bedeutet mehr als bloße, eingelebte Regelmäßigkeit des Handelns, sondern Vorstellung, wie etwas sein soll. Dieses „soll“ hängt eng zusammen mit der Vorstellung der oben genannten rationalen Gründe einer sozialen Beziehung oder wie Weber sagt: ihrer legitimen Geltung.“ (Abels 2020: 67)

Was sind die beschriebenen Vorstellungen und vor allem, wie können wir sie uns als Gesellschaft zu Nutze machen, um unsere individuelle Potenziale anzuwenden und sie damit auf eine gesamtgesellschaftliche Ebene zu übertragen und zu steigern?

 

 

 

Literatur:

Abels, Heinz: Soziale Interaktion. Hagen 2020.

Weber, Max: Soziologische Grundbegriffe. Stuttgart 1920 (2002).


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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