von Lena Buß

Scholarly Communication - Kommunikation in der Wissenschaft

„Der Wunsch nach freiem Zugang zu Information ist so alt wie die Menschheitsgeschichte.“ (Ball 2020: 91)

Nach der Gründung der Akademien ab dem 17. Jahrhundert lag die Unterstützung und Förderung von Wissenschaft und Bildung in der Aufgabe der Institutionen, ebenso wie die Wissenschaftskommunikation (siehe Beitrag vom 23.04.2021). Was heißt das für die gegenwärtige Wissenschaftskommunikation unter Wissenschaftler*innen?

Im weiteren Verlauf konnten durch die formale Wissenschaftskommunikation, das heißt erst durch die Veröffentlichung von Beiträgen, Sammelbändern, Monografien oder Ähnlichem andere Wissenschaftler*innen auf die Erkenntnisse zugreifen und dieses Wissen in ihre Forschung einbauen. Der informelle Teil, also die Hypothesen, Ideen, Versuche und Gespräche blieben damit bis zur Veröffentlichung im Unsichtbaren. Zwar seien heutzutage die Grenzen zwischen informeller und formeller Wissenskommunikation mittlerweile durch Informations- und Kommunikationstechnologien weitestgehend aufgelöst, aber laut Rafael Ball nimmt:

„Die Menge der wissenschaftlichen Informationen […] permanent zu. So steigt die Zahl der aktiven Wissenschaftler, die Zahl der Versuchsergebnisse, die Zahl der wissenschaftlichen Disziplinen, die Zahl der Veröffentlichungen, die Zahl der Patente und die Zahl der Zitationen.“ (Ball 2009: 48)

Die Abnehmer dieser wissenschaftlichen „Erkenntnisprodukte“, wie sie Rafael Ball nennt, seien wissenschaftliche Bibliotheken und Einrichtungen, die forschende Industrie und einige interessierte Privatpersonen und Einrichtungen. Damit waren praktisch alle Veröffentlichungen in den wissenschaftlichen Bibliotheken verfügbar, doch durch die Menge an publiziertem Material wurde das Verhältnis von Bibliotheken, Wissenschaft und Verlage in Frage gestellt. Immer mehr wissenschaftliche Inhalte verlagerten sich in alternative Formen und die Stimmen nach „Open Access“ wurden lauter:

„Open Access meint, dass [= Peer-Review-Fachliteratur] kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte, sodass Interessenten die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren […]. (Ball 2020: 98)

Die Wissenschaftskommunikation war in der Antike eine rein mündliche Kommunikation. Mit der Verschriftlichung und der Entwicklung des Buchdrucks durch Gutenberg und schließlich in der Institutionalisierung der Wissenschaftskommunikation durch die Akademien im 17. Jahrhundert hat sich die Kommunikation unter Wissenschaftler*innen stark verändert: Heutzutage ist es ein Nebeneinander der mündlichen, schriftlichen und digitalen Forschungs- und Wissenschaftskommunikation. Ferner schreibt Rafael Ball:

„Denn die grundlegende Frage der Wissenschaftskommunikation ist weniger, wie wissenschaftliche Erkenntnis generiert wird, sondern wie sie kommuniziert und damit auch verifiziert werden kann“.

Damit stellt sich die Frage, wie Wissenschaftler*innen von einer engen Wissenschaftskommunikation in eine weite, das heißt in die Gesellschaft hinein kommunizieren können. Denn zur Erinnerung bedeutet der Begriff Kommunikation in seinem lateinischen Ursprung auch „gemeinschaftlich machen“. Das bedeutet, dass sich der Open Access eben nicht nur auf wissenschaftliche Kreise beziehen sollte , sondern allgemein auf die Gesamtgesellschaft. Welche Möglichkeiten bieten sich also, um Wissen gemeinschaftlich zu machen?

 

Ball, Rafael: Wissenschaftskommunikation im Wandel. Von Gutenberg bis Open Science. Zürich 2020.

Ball, Rafael: Wissenschaftskommunikation im Wandel Bibliotheken sind mitten drin. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Band 96. 2009, S. 39-54.


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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