von Lena Buß

Strategien und Rhetorik

Im letzten Beitrag wurde die aktive Spracharbeit von (rechtspopulistischen/ -extremistischen) Bewegungen und Parteien thematisiert. Hier werden aktiv Begriffe positioniert und damit politische und öffentliche Diskurse geprägt. Aber wie funktioniert diese Rhetorik?

Abgrenzungsstrategien

„Im Zentrum von jedem Populismus- sei er links oder sei er rechts – stehen die Ablehnung (angeblich oder real) herrschender <<Eliten>> und die Berufung auf das <<einfache Volk>>.“ (Schutzbach 2018:43)

Laut der Soziologin Franziska Schutzbach stehen „die Eliten“ für Institutionen, den Staat, die EU aber auch für Medien („Lügenpresse“) und Lobbies. Dabei habe das „Eliten-Bashing“ oft auch verschwörungstheoretische Züge (vgl. ebd.). Das Ziel dieser Rhetorik ist eine Politik der Abgrenzung, die es Populisten und Populistinnen ermöglicht einen „Außenseiterstatus“ zu reklamieren und damit für das Volk zu sprechen und gegen das Establishment einstehen. Diese Abgrenzungsstrategie funktioniert nach Schutzbach deshalb, weil es generell leichter sei gegen als für etwas zu sein. Damit werden gleichzeitig Schuldige benannt und mit den Begriffen Volk und Elite große politische und ideologische Flexibilität hergestellt (vgl. 45).

Emotionen und Tabubrüche: Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!

Eingesetzte Bedrohungsszenarien legen nahe, dass "das Volk", "die Heimat", "die Nation" oder "die (Leit)kultur" bedroht und unterwandert würden. Das geht auch mit der Benennung von Verantwortlichen und Schuldigen einher. Gleichzeitig werden die Grenzen des Sagbaren ausgeweitet und dabei mit Meinungsfreiheit argumentiert. Mit dem Begriff des „Minderheitenterrors“ wird die Politik der Verantwortung und der Chancengleichheit delegitimiert:

„Veränderungen wie zum Beispiel das Vordringen von Frauen in männerdominierte Felder werden als <<Machtübernahme>>, Antidiskrimminierungsgesetze als <<Genozid an Weissen>> und Feminismus als <<Männerhass>> gedeutet […] Ein Merkmal dieser Strategie ist es, den Fokus auf die jeweils krassesten Beispiele und Maximalprobleme von Minderheiten zu legen (z.B.: Falschanzeige von sexualisierter Gewalt, pädophile Schwule, islamistischer Terror, Zwangsverschleierung).“ (Schutzbach 2018: 88-89)

Der „gesunde“ Menschenverstand und Wissenschaftsfeindlichkeit

Sie beziehen sich dabei häufig auf nicht überprüfbare Fakten, da vereinfachte Thesen wissenschaftlich nicht belegbar sind. Viel eher greifen sie auf den sogenannten gesunden Menschenverstand, auf Alltagserfahrungen zurück: <<Ich sehe doch, dass Mädchen mit Puppen spielen, also sind Mädchen prädestinierte Hausfrauen.>> Oder: <<Ich sehe doch, dass Schwarze dealen, also sind Schwarze von ihrer Kultur her kriminell.>>“ (Schutzbach 2018: 67)

Rechtspopulistische Rhetorik wendet sich gegen bestimmte Wissenschaften, vor allem gegen Geistes- und Sozialwissenschaften, aber auch Klimawissenschaften werden als „links-grüne Ideologien“ diffamiert und als politische Stimmungsmache bezeichnet (vgl. Schutzbach 2018:  102 ff.).

Die in diesem Beitrag dargestellten Strategien, aber auch die in den letzten Beiträgen thematisierten Möglichkeiten („Wir und die Anderen“, Eigen- und Fremdgruppe, Metaphern und sprachliche Mittel), verdeutlichen, wie Sprache mit ihrer realitätsschaffenden Eigenschaft aktiv genutzt wird, um Ideologien und Meinungen zu vermitteln. Was bedeutet das für uns als Individuen und vor allem für die Frage: Wohin führt uns unser Wort? Wir sind zwar fähig, wie ein Maler unser eigenes Bild von Realität zu malen, aber was bedeutet das für unsere Skizze?

 

 

 

 

 

Literatur:

Schutzbach, Franziska: Die Rhetorik der Rechten. Rechtspopulistische Diskursstrategien im Überblick. Zürich 2018.


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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Kommentar von Rita Klee |

Perfekt :)