Reframing
„Wir müssen in Gesprächen auf unsere eigene Wortwahl ebenso achten wie auf die Wortwahl unserer Gesprächspartner. Nur so entdecken wir die eigenen und fremden Repräsentationen bzw. Wirklichkeitsmodelle, die das Verhalten bestimmen.“ (Ebert 2020: 79)
Im letzten Beitrag wurde Praktiken vorgestellt, die uns helfen, unsere eigene Innenwelt auszudrücken. Diese Fähigkeiten unterstützen dabei nicht nur die Sichtbarmachung unserer Bewusstseinsstrukturen, sie helfen uns, die kreative Dimension von Sprache zu entdecken. Das einleitende Zitat spielt genau auf diese Dimension hin: Unsere Wirklichkeitsmodelle, die sich in unserer Wortwahl spiegeln, bestimmen unser Verhalten.
„Wir müssen lernen, in dem, was andere und wir selbst sagen, Tilgungen, Verzerrungen und Verallgemeinerungen zu entdecken (vgl. O’Connor und Seymour 2009, S. 139–1) (Ebert 2020: 78)
Tilgungen und Verallgemeinerungen kennen wir alle in Gesprächen mit anderen und uns selbst:
„Tilgungen liegen z. B. vor in Aussagen wie „Mir geht es nicht viel besser“ […] Verallgemeinerungen liegen z. B. vor in Aussagen wie „Da kann man nichts machen!“, „Ich muss morgen auf den Betriebsausfug“ oder „Bei mir herrscht immer Chaos in der Sprechstunde“
Denn wenn unsere Wirklichkeit aus den Worten besteht, die wir nutzen, so liegt der Schlüssel genau in dieser Wahl. Diese zeigt sich vor allem in den Verzerrungen, da wir sie am wenigsten bemerken:
„Verzerrungen liegen vor, wenn Informationen vereinfacht werden: „Sie machen mich rasend.“ Hier ist zu fragen, wodurch genau jemand mich rasend macht. Der Zusammenhang zwischen einem Verhalten und der darauffolgenden Gefühlsreaktion ist zu entzerren. Dann wird man entdecken, dass es im Bereich zwischenmenschlicher Interaktion keine mechanischen Hebelgesetze gibt.“ (Ebert 2020: 79)
Wenn wir diese „Entzerrung“ vornehmen, schließen wir damit nicht nur die Lücke zwischen Emotion und Verhalten, wir haben auch die Möglichkeit uns neu zu positionieren. Genau das ist mit Reframing gemeint. Wie die Person im Bild, nutzen wir den Rahmen (Frame), den wir uns mal gegeben haben und positionieren uns Neu (Re-). Das bedeutet konkret: Reframing hilft uns andere Perspektiven zu sehen, Möglichkeitsräume zu erweitern und sie umzudeuten.
Literatur:
Ebert, Helmut: Sprache und Dialog als Führungsinstrumente Wie Gespräche die Organisationsentwicklung der Zukunft sichern. Wiesbaden 2020.
Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.
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