von Lena Buß

Positionierung und Verantwortung

„Es ist deshalb wichtig zu begreifen – und das steht weder im Widerspruch zur parlamentarischen Politik noch zu Massendemonstrationen auf der Strasse –, dass das Politische überall ist, auch in der persönlichen Haltung.“ (Schutzbach 2018: 117)

Sprache geht der Zukunft voraus. Das aktive Nutzen und Entwickeln unserer Alltagssprache ist nichts Mystisches oder Märchenhaftes, es ist in seiner Essenz funktional. Aus diesem Grund ist es wichtig, Techniken, Theorien und Möglichkeiten von Sprache als Mittel zur Erzeugung einer bestimmten Realitätsdeutung zu betrachten.

Vor allem in der Politik und in der öffentlichen Meinungsbildung werden sprachliche Techniken, Theorien und Möglichkeiten eingesetzt. Verdeutlichen wir uns, dass Bewegungen und Parteien aktiv Begriffe positionieren, „Spracharbeit“ betreiben und damit öffentliche und politische Diskurse prägen, so müssen wir Verantwortung für unsere eigene Alltagssprache übernehmen.

Die in den letzten Beiträgen dargestellten Strategien (z.B. das Volk vs. die Eliten), Techniken (z.B. Framing) und Möglichkeiten („Wir und die Anderen“, Eigen- und Fremdgruppe, Metaphern und sprachliche Mittel) verdeutlichen, wie Sprache mit ihrer realitätsschaffenden Eigenschaft aktiv genutzt wird, um Ideologien und Meinungen zu vermitteln, zu verankern und zu etablieren. Was bedeutet das für uns als Individuen?

„Die innere Arbeit ist eine wichtige Voraussetzung, um auch äusserlich handeln, um gegen äussere Zwänge, gegen Diskriminierung, Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung vorgehen zu können.“ (Schutzbach 2018: 117)

Die innere Arbeit ist somit eine Gegenstrategie zum Gegenwärtigen und verdeutlicht gleichzeitig was möglich ist: Verantwortung trotz – oder gerade wegen, aller Umstände zu übernehmen:

„Selbst wenn vieles schlecht läuft und es Zwänge gibt, wo ist der Punkt, an dem ich hier und jetzt Freiheit umsetzen, frei handeln kann? […] ausschließlich darauf zu fokussieren, was alles schiefläuft, kann den Effekt haben, dass man sich selbst nicht mehr als handelndes Subjekt sieh. Man entmachtet sich selbst.“ (Schutzbach 2018: 117)

Verantwortung zu übernehmen heißt demnach auch, sich zu positionieren und auf sprachliche Strategien aufmerksam zu machen. Begriffe wie Ethnopluralismus oder Asyltouristen sind Teil dieser Strategien und sie sollten nicht unreflektiert verwendet werden. Vielmehr bedeutet Verantwortung, zu verdeutlich, dass wir in einer Demokratie alle frei sind und wir dieses System stärken.

„Weder gibt es eine <<Merkel-Diktatur>>, noch sind die AfD oder andere RechtspoupulistInnen in der Lage, für alle – für <<das Volk>> - zu sprechen und alle gleichermassen zu vertreten, wie sie gern behaupten.“ (Schutzbach 2018: 120)

Nicht zuletzt bedeutet Verantwortung zu übernehmen die eigene Mündigkeit anzuerkennen und zu entfalten. Wir haben einen schützenswerten, freien Geist, sind dabei eigenverantwortlich und selbstbestimmt. Wenn wir das anerkennen, dann stellt sich die Frage, wie wir diese Mündigkeit als Gesellschaft gegen Demokratiefeindlichkeit und (rechts)populistische Bewegungen und Parteien verteidigen können.  

 

 

 

 

 

Literatur:

Schutzbach, Franziska: Die Rhetorik der Rechten. Rechtspopulistische Diskursstrategien im Überblick. Zürich 2018.

 


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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