von Lena Buß

Planung und Prävention

„Planung und Prävention unterscheiden sich durch das positive beziehungsweise negative Vorzeichen ihres Einwirkens auf die Zukunft. Während Planung unter Umständen zwar ebenfalls Risiken zu minimieren sucht [...] geht es bei vorbeugenden Anstrengungen um die Vermeidung künftiger Übel. Prävention soll nichts schaffen, sie soll »noch nicht vorhandene Probleme verhindern«.“ (Bröckling 2013: 276)

In den letzten Beiträgen wurde Individualität als Erfindung, die wir über uns und über die Welt haben definiert. Erkennen wir diese Macht an, sind wir fähig zu revolutionärem Wissen. Das bedeutet, wir besitzen die Kraft unsere Denkstruktur neu zu ordnen und damit unsere Welt zukunftsorientiert zu gestalten (vgl. Callahan 2004: 8).

In Bezug auf das einleitende Zitat muss die Frage gestellt werden auf was wir uns als Gesellschaft fokussieren: Planung oder Prävention?

Wenn Prävention, wie der Soziologe Ulrich Bröckling hervorhebt nichts Neues erschafft, sondern lediglich bestehende Probleme verhindern soll, so sollte sich der Fokus auf die Planung beziehen. Betrachten wir den Begriff Planung, so wird deutlich, dass sich dieser zu meist auf „bestimmte, begrenzte (staatliche) Regulierungsmaßnahmen zur Beeinflussung der künftigen Entwicklung der Wirtschaft“ bezieht.1 Wie können wir den Begriff Planung für uns nutzbar machen?

„In den Semantiken der Gefahrenabwehr, des Bewahrens und der Vorsorge tauchten quer zu den politischen Lagern bereits Motive der Prävention auf, aber sie markierten vorerst noch keine Abkehr vom Planungsgedanken, sondern gaben diesem eine spezifische Färbung.“ (Bröckling 2013: 273)

Der Begriff Planung muss im politischen Kontext somit in Verbindung mit dem Begriff Prävention betrachtet werden. Die „spezifische Färbung“ bezieht sich auf die Funktion von präventivem Handeln:

„Prävention funktioniert als self-destroying prophecy. Die Zukunft, die sie antizipiert, erscheint stets finsterer als die Gegenwart, und ihre Erwartungen beschränken sich darauf, dass es bestenfalls ganz so schlimm doch nicht kommen wird.“ (Bröckling 2013: 276)

Doch nicht nur im politischen, sondern auch im gesellschaftlichen und individuellen Kontext findet diese „self-destroying prophecy“ Anwendung: Wollen wir zu revolutionären Wissen und dessen Anwendung kommen, so sollten wir selbstbewusst und nicht aus einem Mangel heraus planen und Entscheidungen treffen. Das bedeutet zwangsweise, dass wir uns vom präventiven Handeln, hin zum zukunftsorientierten Handeln entwickeln müssen.

„Vorzubeugen heißt eben nicht passiv abzuwarten, sondern alles zu tun, um die negativen Zukunftserwartungen zu widerlegen.“ (Bröckling 2013: 276)

Was wäre, wenn wir nicht „nur“ alles tun, um negative Zukunftserwartungen zu widerlegen oder zu vermeiden, sondern in positiver und aktiver Weise zukunftsorientiert planen und genau darauf unsere Handlungen ausrichten?

 

 

1https://www.dwds.de/wb/Planung

Literatur:

Bröckling, Ulrich: Zukunftsmanagement zwischen Planung, Selbstorganisation und Prävention. In: Leendertz, Ariane und Meteling, Wenke (Hg.): Die Neue Wirklichkeit: Semantische Neuvermessung und Politik seit den 1970er Jahren. Köln 2013: 269-280.

Callahan, Clint: Abenteuer Denken. Zweiundfünfzig Abenteuerreisen zu größeren Möglichkeiten. Bremen 2004.


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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