von Lena Buß

Irrtum und Fiktion

Die letzten drei Beiträge behandelten die Thematik der Wissenschaftskommunikation in Europa. Dabei ging es um die scholarly comunication und die science communication. Die wissenschaftlichen Disziplinen müssen sich in der Kommunikation mit der Gesellschaft auf die Gesellschaft einstellen und sie als Gesprächspartnerin anerkennen. Warum ist es wichtig, die Gesellschaft an Wissenschaft teilnehmen zu lassen?

Heutzutage scheint unser Wissen als Gesellschaft mehr oder weniger konstant zu sein. Die Irrtümer der Zeit wurden aufgeklärt, wir wissen, dass die Erde um die Sonne kreist und dass Spinat viel weniger Eisen liefert als angenommen. Doch auch Irrtümer können Irrtümer sein. So denken viele, dass man eine lange Zeit annahm, die Erde sei eine Scheibe:

„Schon seit der Antike wusste fast jeder, dass die Erde eine Kugel ist. Auch im Mittelalter war die runde Erde das von der Mehrheit der Gelehrten akzeptierte Weltbild. Zu Kolumbus’ Zeiten zweifelte kaum noch jemand daran. […] Die moderne Fehlannahme, dass der mittelalterliche Mensch an eine flache Erde glaubte, fand erst im 19. Jahrhundert Verbreitung.“

Nicht alles was wir also als Irrtum annehmen, muss unbedingt ein solcher sein. Und nicht alles, was wir als wahr und richtig deklarieren, muss tatsächlich stimmen.

Die wissenschaftlichen Disziplinen können dabei helfen, solche Annahmen zu widerlegen, manche Irrtümer sind aber ziemlich hartnäckig und dann gibt es auch solche, deren Fehlerhaftigkeit einfach schwer vorstellbar ist. Beispielsweise das vermeintliche Vertauschen von Rechts und Links in einem Spiegel:

„Das stimmt nicht. Ein Spiegel vertauscht nicht rechts und links, er vertauscht vorne und hinten. Wenn man vor einem Spiegel steht und nach rechts zeigt, dann zeigt die Person im Spiegel auch nach rechts, gleiches gilt für links. Zeigt man aber nach vorne, dann zeigt die Person im Spiegel vom Betrachter aus gesehen nach hinten.“

Die vermeintliche Vertauschung ist also gar keine, obwohl unsere Fiktion es uns so vermittelt. Wieso Menschen Irrtümern immer wieder begegnen und sie sogar verbreiten ist eine berechtigte Frage, die viel brennendere ist:

Was würde passieren, wenn wir anerkennen, dass letztlich alles um uns herum auf unserer Wahrnehmung basiert?

 

 

Quelle: https://rp-online.de/panorama/wissen/populaere-irrtuemer-die-groessten-irrtuemer-der-menschheit_bid-8963795#7


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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