von Lena Buß

Interaktion und Anerkennung

„Wer es allen recht machen will, macht es keinem recht, am wenigsten sich selbst.“ (Abels 2020:155)

Im letzten Beitrag wurde die Außenleitung als zentrale Verhaltenssteuerung der Moderne mit dem Soziologen David Riesman thematisiert. Wenn wir weiterhin nach bestehenden Orientierungsmustern, die uns die Außenleitung bereitstellt handeln, dann erzielen wir immer zu dieselben Ergebnisse.

„Bei Jugendlichen schütteln wir den Kopf, wenn sie heute das und morgen das für wahnsinnig wichtig halten, und den anderen Erwachsenen kreiden wir es als Charakterschwäche an, wenn sie „ihr Fähnchen nach dem Wind hängen“. Doch Außenleitung macht sich nicht nur vor unserer Haustür breit, sondern ist in die Bedingungen der Moderne eingewoben.“ (Abels 2020: 155)

Wenn Außenleitung eine Erscheinung der Moderne ist, so müssen wir mit diesem „Eingewoben-Sein“ lernen umzugehen, bzw. es für uns nutzen und transformieren. „In dem, was wir sagen, bringen wir auch zum Ausdruck, welche Ideen, Werte und Lebensstile wir favorisieren.“ (Abels 2020: 151)

Wie sieht also die Interaktion in Verbindung mit der Außenleitung aus?

„Die Formen der Interaktionen im normalen Alltag sind mehrfach bedingt. Sie sind geprägt von der stillen Erwartung, dass man umso eher mit sozialer Anerkennung rechnen kann, je mehr man im Strom des Denkens und Handelns mitschwimmt.“ (Abels 2020: 156)

Wenn wir in dem, was wir sagen zum Ausdruck bringen wer wir als Individuen sind, so sind wir in einer sozialen Interaktion nicht wirklich „frei“ von unserem Bedürfnis nach Anerkennung. Das bedeutet, wir orientieren uns daran, was die Allgemeinheit für gut, schlecht, vereinbar, verwerflich, erstrebenswert usw. findet. Diese Beurteilungen sind nirgendswo festgeschrieben, sie sind kein festgeschriebenes Gesetz und dennoch spiegeln sie unsere Gesellschaft wider:

„Das kulturelle Selbstverständnis einer Gesellschaft gibt die Kriterien vor, an denen sich die soziale Wertschätzung von Personen orientiert, weil deren Fähigkeiten und Leistungen intersubjektiv danach beurteilt werden, in welchem Maße sie an der Umsetzung der kulturell definierten Werte mitwirken können […].“ (Honneth 2018: 198)

Was bedeutet das für uns als Gesellschaftsteilnehmende und wie können wir trotzdem versuchen uns als Individuen zu entfalten, zu transformieren und unsere Potenziale in die Welt zu bringen?

 

 

 

Literatur:

Abels, Heinz: Soziale Interaktion. Hagen 2020.

Honneth, Axel: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt am Main 2018.

Riesman, David: Die einsame Masse. München (1950) 1958.


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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