Formen der Kommunikation
Die Technik des Presencing meint: Mit der Zukunft zu kommunizieren. Wie sieht das in der Praxis und vor allem in Interaktion mit anderen aus? In der Theorie U und dem organisationalen Veränderungslernen geht es nach Ökonom Scharmer darum:
„[…] dass eine Gruppe zu sich selbst findet, eine eigene Sprache entwickelt und als Gruppe zu denken und zu kommunizieren beginnt und nicht als Summe von Individuen.“ (Ebert 2020: 84)
Eine eigene Sprache bedeutet dabei vor allem, einen ähnlichen Wissensbestand: „jeder weiß, was der andere weiß. Dadurch entsteht ein qualitativer Sprung vom individuellen zum kollektiven Denken.“ (ebd.:87) Diese Veränderung begreift Scharmer mit dem Verständnis der Feldtheorie von Kurt Lewin.
Nach dem Sozialpsychologen richtet sich menschliches Verhalten immer in Bezug auf die jeweiligen Gruppendynamiken (Feldern) und ist dabei höchst subjektiv. Soziale Handlungen entstehen nach Scharmer aus einem von insgesamt vier Aufmerksamkeitsfeldern (vgl. Ebert 2020: 85-86):
- Feld 1: Ich-in-mir: Handeln aus dem Zentrum, das innerhalb der Grenze der eigenen Organisation liegt
- Feld 2: Ich-in-Es (Ich-im-Ding): Handeln aus der Peripherie der Grenze der eigenen Organisation
- Feld 3: Ich-in-Dir: Handeln von jenseits der Grenze der eigenen Organisation
- Feld 4: Ich-in-Gegenwärtigung: Handeln von dem entstehenden Umfeld des Ganzen her – jenseits der offenen Grenzen der eigenen Organisation
Zu diesen Feldern können weiterführend verschiedene Kommunikationsformen zugeordnet werden:
- Feld 1: Downloading: Sagen, was andere hören wollen
- Feld 2: Debatte: Sagen, was man denkt
- Feld 3: Dialog: Sich selbst sehen (reflektiertes Erkunden)
- Feld 4: Presencing: „das authentische Selbst“
Es ist schnell ersichtlich, dass sich Feld 3 und Feld 4, also Dialoge und die Presencing-Technik besonders dazu eignen, schöpferisch und innovativ Lösungen und Ideen in einer Gruppe herauszuarbeiten. Durch gemeinsames Denken, werden unterschiedliche Perspektiven wahrgenommen:
„Die vier Felder des Hervorbringens sozialer Realität gelten zugleich für alle Ebenen der sozialen Welt. Beim Herunterladen werden gelernte Muster wiederholt. Beim Sehen werden widersprüchliche oder neue Daten wahrgenommen. Beim Hinspüren findet die Wahrnehmung vom Feld aus statt und nicht mehr vom Einzelnen. Und beim Presencing beginnt die Wahrnehmung, „vom schöpferischen Quellpunkt bzw. vom schöpferischen Umfeld aus stattzufinden“ (Scharmer 2009, S. 240)
“ (Ebert 2020: 87)
Die vorgestellten Kommunikationsformen zeigen wie unterschiedlich der Ausgang eines Gesprächs sein kann. Doch wir entscheiden, welches Aufmerksamkeitsfeld wir aktivieren wollen, und damit welche Form der Kommunikation wir wählen.
Welche Farbe wir im Dschungel der Möglichkeiten annehmen, entscheidet unser Wort.
Literatur:
Ebert, Helmut: Sprache und Dialog als Führungsinstrumente Wie Gespräche die Organisationsentwicklung der Zukunft sichern. Wiesbaden 2020.
Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.
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