von Lena Buß

Die kreative Dimension von Sprache

Im letzten Beitrag wurde der Begriff authentisch auf die Art und Weise mit der eigenen Gefühlswelt umzugehen, angewendet. Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes: selbst, eigen oder zum Urheber in Beziehung stehend zeigt uns die Verbindung zur (eigenen) Sprache, denn nur wenn wir mit uns selbst authentisch kommunizieren, können wir uns unsere (Gefühls)welt zu eigen machen. Wir sind dabei sowohl die Urheberin, wie auch die Gestalterin unserer Sprache:

„Die Sprache dient nicht in erster Linie dazu, die Realität abzubilden. Vielmehr konstruieren wir mit der Sprache eine Wirklichkeit, in der wir leben. Wirklichkeit ist die sprachlich gedeutete und sprachlich geordnete oder kategorisierte Realität. Wer glaubt, die Sprache wäre ein bloßes Trägermedium von Informationsmengen, vernachlässigt vollkommen die kreative Dimension von Sprache (vgl. Herrmann-Pillath 2008, S. 72).“ (Ebert 2020: 28)

Die kreative Dimension von Sprache meint also die Möglichkeit, die sprachlich gedeutete, geordnete oder kategorisierte Realität, sprachlich neu zu gestalten bzw. zu verändern. Dabei helfen uns gewisse Fähigkeiten, diese Kreativität zu nutzen (Ebert 2020: 66-67):

  1. Wir müssen die Ausdruckspotenziale unserer Sprache kennenlernen.
  2. Wir müssen entsprechend unseren inneren mentalen Repräsentationen sprechen und uns nicht durch Gruppendruck und andere soziale und psychische Kräfte verbiegen lassen.
  3. Wir müssen lernen, die vorhandenen Potenziale unserer Sprache durch Techniken des Sprechens aus der Zukunft zu bereichern.
  4. Wir müssen diejenigen Kräfte in uns verstehen, die immer wieder dazu führen, dass wir etwas anderes sagen als das, was wir denken. Beispielsweise fürchten wir uns oft in das „man“ (Flucht aus der Verantwortung), in Verallgemeinerungen oder in unbegründete Rechtfertigungen („Ich bin zu alt, um Neues zu lernen“, „Ich kann das nicht“).
  5. Vor allem müssen wir lernen, unsere tiefsten Bewusstseinsstrukturen und Seelenregungen von Informations- und Gefühlsmüll zu befreien, um freien Zugang zu unserer Kreativität zu erlangen.
  6. Wir müssen lernen, auf der Metaebene über unsere Innenwelten (Bedürfnisse, Gefühle, Wahrnehmungen, Verstehenshandlungen) zu sprechen

 Diese sechs Punkte, die Ebert als Fähigkeit, die eigene Innenwelt auszudrücken beschreibt, helfen uns dabei, die kreative Dimension unserer Sprache zu entdecken, denn sie führen dazu:

„[…] dass wir uns selbst kennenlernen und Praktiken entwickeln, die uns helfen, zu den tiefsten Quellen unserer Kreativität vorzustoßen. Es geht darum, vor allem die Potenziale unserer Geistigkeit zu entwickeln, denn die Geistigkeit macht den Menschen aus.“ (Ebert 2020: 67)

 

 

 

 

 

 

 

 

Literatur:

Ebert, Helmut: Sprache und Dialog als Führungsinstrumente Wie Gespräche die Organisationsentwicklung der Zukunft sichern. Wiesbaden 2020.


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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