von Lena Buß

Die Freiheit des Wortes

„Eigentlich war er gekommen, um über Meinungs- und Redefreiheit in bewegten Zeiten zu sprechen: Der preisgekrönte Schriftsteller Salman Rushdie ist am Freitag in Chautauqua im US-Bundesstaat New York Opfer einer Messer-Attacke geworden“ (Kurier.AT)

Salman Rushdie ist britisch-indischer Autor. Mehr als 10 Jahre lebte er als Verfolgter mit Polizeischutz und unter falschem Namen. Nach der Veröffentlichung seines Romanes „Die satanischen Verse“ (1988) rief der damalige iranischen Staatschef Chomeini eine Fatwa (erteilte, islamische Rechtsauskunft) aus, um Rushdie zum Tode zu verurteilen. Dieser Aufruf stellte gleichzeitig ein Aufruf zur Vollstreckung an alle Muslime dar.

Dieses Urteil verhinderte allerdings nicht die Verbreitung des Buches. Zwischenzeitlich gab es ein Abkommen der iranischen Regierung das Urteil aufzuheben. Die iranische Presse erhöhte das Kopfgeld trotzdem auf 3.9 Millionen Dollar. So wirklich wurde das Urteil also nie aufgehoben und schließlich am letzten Freitag versucht von dem Attentäter zu vollstrecken.

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums kommentierte das Attentat wie folgt: „Rushdie selbst ist für den Anschlag verantwortlich" (Tagesschau) 

Worte sind Träger von Überzeugungen, das wurde bereits im letzten Beitrag thematisiert. Sowohl das Todesurteil, die Drohungen, die Ermordung von Rushdies Übersetzer als auch das aktuelle Attentat sind versuche die einen Überzeugen auszulöschen, um gleichzeitig die anderen Überzeugungen zu stärken und eine Sprachlosigkeit herzustellen. Dies ist keine neue Aushandlung, das zeigen die Bücherverbrennungen in der NS-Zeit, das Attentat auf Charlie Hebdo bis auch zuletzt die Morddrohung an J.K. Rowling.

Die tschechische Zeitung Aktuálně.cz stellt folgende Frage:

„Werden die Buchhandlungen aus Angst den Verkauf der Satanischen Verse erneut einstellen? Oder werden sie in den europäischen Schulen in die Pflichtlektüre aufgenommen, als Symbol dafür, dass man vor dem Bösen nicht zurückweicht?“

Dem bzw. den "Bösen" nicht zurückzuweichen sollte dabei bedeuten, die Freiheit der Worte zu lehren, zu achten und mit allen Mitteln zu verteidigen.

Wenn Worte einmal ausgesprochen werden sind sie frei. Sie ziehen ihre Wege und resonieren mit jedem auf unterschiedliche Art und Weise. Sie können weder durch Urteile, Drohungen, Attentate, Bücherverbrennungen oder aufgehobene Urteile zurückgenommen werden. Die Freiheit des Wortes ist universell. Dass das ein doppelschneidiges Schwert ist steht fest und dennoch ist es der Freiheitswille, der uns alle als Individuum umgibt:

„Die Freiheit des Redens und Schreibens ist entstanden mit der Ausdifferenzierung der Gesellschaften. Sie ist elementar in dem Sinne, dass es ohne sie kein Individuum gibt, das sich als solches versteht.“ (Die Zeit)

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:

https://kurier.at/politik/ausland/autor-salman-rushdie-auf-buehne-in-new-york-angegriffen/402109113

https://www.zeit.de/kultur/literatur/2022-08/salman-rushdie-attentat-schriftsteller-freiheit-wortes

https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/rushdie-attentat-iran-blinken-101.html

https://www.eurotopics.net/de/286654/wie-auf-das-rushdie-attentat-reagieren#

Doku von Arte über Rushdie: https://www.arte.tv/de/videos/083938-000-A/salman-rushdie-den-tod-im-nacken/ 


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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