von Lena Buß

Demokratie und Pluralisierung

Verantwortung zu übernehmen bedeutet, die eigene Mündigkeit anzuerkennen und zu entfalten. Wir haben einen schützenswerten, freien Geist und sind selbstbestimmt. Wie können wir die Fähigkeit zur Mündigkeit als Gesellschaft gegen Demokratiefeindlichkeit und (rechts)populistische Bewegungen und Parteien verteidigen?

„Wählen wir SozialdemokratInnen, Grüne, Linke, Liberale oder Konservative. Oder spenden wir an Parteien, werben wir für sie oder lassen wir uns selbst aufstellen. Man kann die SozialdemokratInnen oder die Grünen suspekt finden, zu wenig radikal, zu wenig feministisch, antikapitalistisch oder umgekehrt zu radikal, zu rot. Aber lasst uns nicht demokratische Grundstrukturen gefährden, nur weil wir meinen, besser zu wissen, wie es sein müsste.“ (Schutzbach 2019: 115).

Beteiligung und die aktive Teilnahme am politischen Geschehen und an gesellschaftlichen Themen stärkt unsere Demokratie. Aber auch das Einsetzen für Minderheiten und für die Pluralität unserer Gesellschaft fördert diese Strukturen, denn:

„Sie [Rechtspopulisten] konterkarieren das politische Prinzip der Pluralität, sie setzen Verleumdungen anstelle von Argumenten, vertreten das Recht des Stärkeren, sind nationalistisch, unsozial, gefährlich.“ (Schrupp, Antje 2017)

Eben diese Pluralität ermöglicht Wandel, Fortschritt, den Ausbau und die Stärkung unserer Demokratie:

„Demokratie war bisher – trotz Unzugänglichkeiten, trotz dilemmatischer Voraussetzung beispielsweise für ökonomisch marginalisierte Gruppen, Frauen oder nicht weisse Menschen und nicht zuletzt trotz des Problems, dass viele nicht wahlberechtigt sind – die politische Form, die die Teilhabe für möglichst viele Menschen am ehesten ermöglicht hat.“ (Schutzbach 2018: 116)

Das bedeutet, dass wir mit der Stärkung von demokratischen Strukturen auch die Pluralisierung ermöglichen. Dadurch können immer mehr Menschen mitreden, ihre Anliegen formulieren und somit in ihre Mündigkeit kommen. Gleichzeitig unterstützen wir damit das Auflösen und Verändern von bestehenden Normalitäten. Gerade das ist aktuell und in Zukunft zielführend, denn wir erinnern uns: Wenn wir Antworten auf heutige und zukünftige Probleme suchen, müssen wir andere Fragen stellen.

Die Pluralisierung ist somit nichts, vor dem wir Angst haben müssen – im Gegenteil, wir sollten sie unterstützen. Gemäß der lateinischen Wortherkunft: plūrālis - "aus mehreren bestehend", ist unsere Gesellschaft das Ergebnis aus einer Vielzahl von Individuen, mit ihren eigenen Realitäten, Ideen, Eigenschaften, Träumen und Visionen. Wie sähe eine Welt, in der wir genau dieses Potenzial fördern und nutzen?

 

 

 

 

Literatur:

Schrupp, Antje (2017): https://antjeschrupp.com/2017/01/23/the-big-ugly-five-im-oktober-waehlen-gehen-aber-richtig/

Schutzbach, Franziska: Die Rhetorik der Rechten. Rechtspopulistische Diskursstrategien im Überblick. Zürich 2018.

 

 


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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