von Lena Buß

Berichtserstattung und Haltung

„Wie wenig kann man sich der Folgen des eigenen Handelns bewusst sein? Es ist zum Heulen, nein, zum Ausflippen. Es wird offenbar kaum Reflexion betrieben im massenmedialen Alltagsbetrieb, und wenn doch, bleibt es bisher wirkungslos.“

Im letzten Beitrage wurde die Problematik selektiver Medienberichtserstattung thematisiert. Dabei wurde auf das sogenannte Agenda-Setting und Agenda-Cutting eingegangen, also die vorsätzliche Platzierung bzw. Nicht-Beachtung und Verharmlosung von Themen. Medienkritik bezieht sich neben dem Inhaltlichen auch auf die Rezeption, Organisation und Arbeitsweise von Journalisten und Journalistinnen.

Der Autor des einleitenden Zitates Sascha Lobo betont dabei, dass Berichtserstattung und Haltung nicht trennbar sind. Er bezieht sich dabei vor allem auf die geforderte Neutralität und Objektivität, die an Medienschaffende gestellt wird:

„Mir kommt es vor, als funktioniere die klassisch-journalistische Trennung von Berichterstattung und Meinung in Zeiten des autoritären Backlash nicht mehr. Denn sie wird missbraucht. […] Man kann und sollte Berichterstattung und Meinungsartikel trennen: Aber man kann und sollte in diesen Zeiten nicht Berichterstattung und Haltung trennen.“

Medien haben eine Kontrollfunktion für die Politik. Genau darin liegt aber auch die Problematik, wenn sich nicht klar für demokratische, liberale Werte ausgesprochen wird:

„Das bedeutet aber ehrlicherweise auch, nicht mehr so zu tun, als könne man neutral und objektiv über Vorgänge berichten, über die sich aus der Perspektive der liberalen Demokratie nicht neutral und objektiv berichten lässt.“

Diese Verantwortung bedeutet dabei nicht, dass Medien und Politik abseits von demokratischen Werten eine Allianz bilden sollten, im Gegenteil:

„Langsam, so ganz langsam könnten die werten redaktionellen Qualitätsmedien vielleicht mal im 21. Jahrhundert ankommen und begreifen, wie die Ökonomie der Aufmerksamkeit funktioniert, wie sie instrumentalisiert werden und was sie dagegen tun können. Nein: tun müssen.“

 

 

 

 

 

 

 

Artikel von Sascha Lobo:

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/verantwortung-des-journalismus-schluss-mit-business-as-usual-a-1248317.html

https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/donald-trump-in-den-medien-kotze-muss-man-kotze-nennen-a-1219001.html


Über Lena Buß

Kulturwissenschaftlerin, aufgewachsen in Offenburg. Mit European Talk folgt sie ihrem Bedürfnis nach einer bewussten und zukunftsorientierten Sprache. Bachelorstudium in Kulturanthropologie und VWL an der Universität Freiburg, aktuell im Masterstudium.

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